Robert Wyatt

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Recht so dewy, das uns Robert ja nicht in Vergessenheit gerät, mein Favorit ist "Shleep", klingt so...eigenartig...

>>By Olli   (Sunday, 23 May 2004 20:22)



Und ob Wyatt eigenartig klingt - >>Your lunacy fits neatly with my own, my very own<< singt er gewohnt eine Spur neben der Spur auf "Sea Song" von dem Longplayer Rock Bottom.

Die "Rock Bottom" ist denn auch meine Lieblingsscheibe von ihm. Die Platte ist zwar von 1974, hat für mich aber einen zeitlosen Klang. Außerdem ist diese Produktion eine seiner weniger politischen. Sehr wohltuend.

Zu Robert Wyatt muß man ein paar Takte verlieren:

Mitbegründer der Soft Machine, zeitweise Mitglied der Kommunstischen Partei Englands und seit 1973 auf den Rollstuhl angewiesen, weil er bei einer Party aus dem Fenster im vierten Stock eines Hauses fiel. Als Drummer ist das doppelt schlimm. Dies hat seiner Schaffenskraft aber keinen Abbruch getan, auch ließ er sich nicht hängen. Robert bastelte sich eine Tischpercussion und wandte sich den Tasteninstrumenten zu. Obwohl er schon immer düster, verfrickelt und zum Teil ziemlich nervig sein kann/konnte, ist Robert immer mal für einen Hit gut. Sein Cover des Monkees-Songs "I'm a Believer" schlug ebenso in den Single-Charts ein, wie sein Song "Shipbuilding", von Elvis Costello geschrieben.
Kurz nach der Veröffentlichung der "Rock Bottom" heiratete er seine Gefährtin Alfreda Benge, die auch fast alle Cover zu seinen Platten malte.

Auf der Rock Bottom hat Waytt ihr ein paar Liebeserklärungen gewidmet.


Sea Song

You look different every time you come
From the foam-crested brine
Your skin shining softly in the moonlight
Partly fish, partly porpoise, partly baby sperm whale
Am I yours? Are you mine to play with?
Joking apart - when you're drunk you're terrific when you're drunk
I like you mostly late at night you're quite alright

But I can't understand the different you in the morning
When it's time to play at being human for a while please smile!
You'll be different in the spring, I know
You're a seasonal beast like the starfish that drift in with the tide
So until your blood runs to meet the next full moon
You're madness fits in nicely with my own
Your lunacy fits neatly with my own, my very own

We're not alone


Von den meisten Frauen bekäm man für so eine Hommage die Kündigung, besonders für "Your lunacy fits neatly with my own" sehe ich da nur einen sehr exklusiven Kreis holder Weiblichkeit - Alfie scheint aber zu diesem Kreis zu gehören. Und zu Recht, denn das ist doch die schnuffigste Liebeserklärung ever ...

Produziert wurde "Rock Bottom" von Nick Mason (Nick ist ein nicht unwesentlicher Bestandteil von Pink Floyd; nur mal so). Als Gastmusiker glänzen zum Beispiel Mike Oldfield, Fred Frith und Mongezi Feza.

Mit Sea Song fängt die LP an und zeigt, das Robert trotz der persönlichen Tragödie richtig gut drauf ist.
Es folgt A Last Straw, sehr floydisch, surreal, schwerelos ...
Dann Little Red Riding Hood Hit the Road - Tapeloops und jazzige Trompetentöne, zerklüftet und grob, von Mongezi Feza. Dazu ein harmonisches Piano und Roberts Stimme, eher als Instrument inszeniert.
Track 4, Alifib, ist astreiner Ambient-Jazz, geht in Alife, Track 5 über, free-jazzig, psychedelisch, nimmt mal eben die Legendary Pink Dots vorweg und ist eine weitere Liebeserklärung an Alfreda.
Der Schlußtrack, Little Red Robin Hood Hit the Road, ist die Bühne für Wyatts eigene Dichtung, die er aber zum Teil von dem Poeten Ivor Cutler vortragen läßt. Ivor zieht das extrem strange durch - echt irritierend, aber gut. Der Track läßt sich in zwei Hälften teilen. Der 1. Teil wird von Roberts Gesang getragen, prägnant von Mike Oldfields Gitarrenspiel unterstützt, der 2. Teil wird von Cutlers Vortrag und Fred Friths Viola beherrscht. Starker Abschluß.

Großartige Platte - wunderschönes Cover, gemalt von Alfreda Benge!

Mancheiner kennt Robert Wyatt, ohne es zu wissen. Robert hat einge Songs zum Dokumentarfilm "Nomaden der Lüfte – Das Geheimnis der Zugvögel" beigesteuert - komponiert und gesungen.

Wer mehr über Mr. Wyatt wissen möchte, dem sei der schwarz-weiß Streifen " LITTLE RED ROBIN HOOD ", 1998 von Francesco Di Loreto und Carlo Bevilacqua, ans Herz gelegt. Namhafte Kollegen wie Brian Eno, Elvis Costello, Andy Summers, Paul Weller, Ronnie Scott, Nick Mason, Hugh Hopper (Soft Machine), Steve Beresford und und und kommen zu Wort - natürlich auch Robert und Alfie. Man bekommt fantastische Einblicke in Produktionsabläufe, ist zum Beispiel in den Opal-Studios mit dabei, Robert erklärt wie er komponiert, erzählt Schwänke aus seinem Leben, rauchend, Wein trinkend, Augen zwinkernd - dazu jede Menge Musik von ihm. Eine Dokumentation über drei Jahre hinweg, das ist doch mal was ...

>>By nordwind   (Monday, 18 Jun 2007 23:11)



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