Jesus And Mary Chain

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"ACHTUNG! The Jesus And Mary Chain spielen nicht länger als 25 Minuten"
war 1985 schlampig als Zusatz quer über die Plakate dieses neuen Indieacts geklebt worden. Der Veranstalter hatte wohl schlechte Erfahrungen gemacht und wollte im Vorfeld schon kontroverse Unmutsbekundungen aus dem Weg gehen. Vielleicht wären sogar ein paar Spackos auf die gekommen ihre 18 DM zurück zu fordern ... obwohl das bei dem eigentlichen Zielpublikum eher unwahrscheinlich gewesen wäre.
Blasse Nachtschattengewächse mit schwarzgefärbten Struwwelpetermähnen, im Stil von Robert Smith toupiert, dünne Beinchen in knallenge schwarze verwaschene Jeans geschossen, mottenzerfressene, viel zu große grauverwaschene T-Shirts, jede Menge Ringe unter den Augen und an den Fingern, extrem lange und spitzzulaufende schwarze Wildledertreter mit silbernen Schnallen dran und schwarze Wintermäntel (November; es war saukalt) drückten sich still und scheu, aber cool wie Hölle vor der Abendkasse 'rum. Ein beachtlicher Schwarn Saatkrähen nach einem anstrendem Tag auf den Äckern und Feldern rund um die große Stadt hatte sich für The Jesus And Mary Chain versammelt.
Die Dose Tuborg in der Hand brachte fast mehr Gewicht auf die Waage, als die Kerlchen, die da an der Dose dran hingen. Von der Seite war keine Gefahr zu erwarten.
Verirrte Althippies oder andere Rockfans waren anscheinend das Klientel, dass ihre Kohle hätte wieder haben wollen.

Man erwartete das Debutalbum Psychocandy live zu Gehör zu bekommen. Was dann folgte nimmt mir meine HammerAmbossSteigbügelFraktion bis heute noch krumm:

INFERNALISCHE RÜCKKOPPLUNGSORGIEN

bis zum Esgehtnichtmehr, und immer wieder William Reids FUCKFUCKFUCKFUCKFUCK, selbst süßeste Liebeslieder wie Just like candy endeten so. Und das Beste, wir fanden's alle GÖTTLICH! Wo sonst König Lethargie über die Saatkrähen herrschte, kam so richtig Leben in die Bude. Wildestes Gewusel, Hände in der Luft, gelegentlich auch Füße, SchubbsenHinfallenAufstehen, die blassen, hohlen Wangen feuerrot, den blanken Irrsinn in den Augen, ein wahnsinniges Grinsen dort, wo sonst Mundwinkel eine Gefahr für alle Oberbeläge darstellten ... das Ganze durfte auch wirklich nicht länger als 25 Minuten gehen. Die ausgemergelten Organismen hätten es schlicht und einfach mit dem Leben bezahlt.

Wer The Jesus And Mary Chain noch nicht kennt kann sich einen schönen Überblick mit der 21singles, 1984-1998 verschaffen. Die Entwicklung der Band ist hier schön dokumentiert und man kann sich aussuchen, welche Dekade einem am besten gefällt. Wer's richtig machen möchte, der fängt mit der Psychocandy an, dann die Darklands (mit Happy When It Rains drauf; da sprach und spricht mir einer aus dem Herzen - wurde später von Garbage gecovert), die Feedback-Orgien veschwinden langsam und das Ganze wird melodiöser, dann die Automatic (1989), Honey's dead folgt '92, auf der Stoned And Dethroned (1994) ist von den Anfängen überhaupt nichts mehr zu hören, und dann wär da Munki - 1998 hatte William Reid die Nase voll und verließ nach 15 Minuten während eines Konzerts von JAMC die Bühne und ward seitdem nicht mehr gesehen.
Cool, hab ich ihn 1985 zehn Minuten länger erlebt - wer meckert ist selber schuld.

>>By nordwind   (Sunday, 19 Mar 2006 12:05)



gott, habe ich damals "psychocandy" geliebt. das zuckersüsse "lalala" unterlegt mit mit brachialstem krach, den man sich nur vorstellen kann...
du hast sie gesehen?
ich habe noch nie jemanden so beneidet wie dich im moment...

>>By ronald   (Monday, 20 Mar 2006 15:22)



Ja, LIVE und in Farbe! Und die Jungs haben die ganze Zeit mit dem Rücken zu uns gespielt - und immer schön vor die Boxen gestellt - die Rückkopplungen haben uns fast die Hirse rausgebraten. Keiner hatte ne genaue Vorstellung, was da gleich passiert ... bis es losging. MAMMA!

Genau, die Psychocandy! Einfach klasse!!!

>>By nordwind   (Monday, 20 Mar 2006 15:46)



20 Jahre her, unfassbar!

Ich hab sogar noch ein Paar von den schwarzen, spitzen, langen Schuhen, leicht nach oben gebogen, auf'm Speicher rumgammeln.
Hätten wir noch spitze Ohren gehabt, wir wären glatt als Satans Weihnachtselfen durchgegangen ... Bonbons mit Anglerhaken drin auf den Weihnachtsteller gelegt, frisch aus Luzifers Weihnachtswerkstatt oder so ...

>>By nordwind   (Monday, 20 Mar 2006 16:06)



Tja, da muß ich mal dazwischen grummeln..kenn nicht gerade viel von jesus..aber das was ich kenne, find ich teilweise unfassbar langweilig, Darklands und Psychocandy gehören dazu..

>>By Olli   (Monday, 20 Mar 2006 17:16)



Najaaa, keiner ist perfekt, Olli, aber ich bin zur Zeit ziemlich generös gestimmt - deshalb vergebe ich Dir! *dezenteszepterwippen*

>>By nordwind   (Tuesday, 21 Mar 2006 10:33)



Nö is klaa ehrwürdige Durchlaucht, ich werde alles tun um mich, ähh.. NICHT ZU ÄNDERN, hoho haha, hehe...

>>By Olli   (Tuesday, 21 Mar 2006 12:20)



man muss auch bedenken, dass es noch "vor-grindcore" zeiten waren... eine voll aufgedrehte "psychocandy" liess die eltern (jaja, ich war auch mal jung) meinen zimmer stürmen und mit der sofortigen abschiebung in einen heim drohen, während die nachbarn nicht so zimperlich waren, die wollten gleich meinen kopf rollen sehen, hahaha
naja, später ist es wirklich nicht mehr so aufregend geworden (für mich), irgendwann habe ich aufgehört die neuen sachen zu verfolgen...

>>By ronald   (Tuesday, 21 Mar 2006 13:24)



Ja jaaa, so sieht's aus. Die psychocandy und die darklands stehen nur noch unter sammlerischen Aspekten im Regal. Ab und zu mal Just like honey ertönen lassen und das war's. Nostalgie! Nur wenn Veteranentreffen ist, wird's nochmal turbulent. Dann wird alles hoch und runter gespielt. Und das dann so richtig. :-)

>>By nordwind   (Wednesday, 22 Mar 2006 07:13)



Ach sooo, Vergangenheits Sentimentalismus..also ich fand die vor 20 Jahren auch schon scheiße, hoho..abba lassen mas ruhen...

>>By Olli   (Wednesday, 22 Mar 2006 08:28)



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