David Gilmour

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David hat in 2006 eine Soloplatte veröffentlicht und ist daraufhin auf Konzerttour gegangen. Im Zuge der Tour hat er an drei aufeinander folgenden Tagen die Royal Albert Hall gerockt, was filmisch festgeghalten wurde. Im September 2007 ist eine granaten DVD, "Remember That Night", erschienen.

Soweit, so gut!

Gar nicht gut ist die Tatsache, dass EMI die DVD mit einem Aufkleber versehen hat:

David Gilmour
the Voice & Guitar of
PINK FLOYD

Baaaaah, wie peinlich ist das denn?!? Das geht ja gar nicht!!!
Offenbar ist der Kenntnisstand der Allgemeinheit mittlerweile so unterirdisch, dass man David Gilmour erklären muss.

Die DVD selber entschädigt allerdings das unruhige Herz. Hochkarätige Musiker, wie Rick Wright - (Richard Wright, Gründungsmitglied und Keyboarder von Pink Floyd; schreib ich besser mal dabei - wer David Gilmour nicht kennt, hat bei den anderen Namen sicherlich noch mehr Schwierigkeiten), Dick Parry (Pink Floyd, spielt die Saxophon-Solos auf "Money", "Us and Them", "Shine On You Crazy Diamond", "Wearing The Inside Out"), Phil Manzanera (Roxy Music) und Gäste wie David Crosby und Graham Nash (Crosby, Stills & Nash), Robert Wyatt (Soft Machine) und David Bowie (muß man David Bowie erklären?) sind dabei.

Gespielt wird Material von Davids letzter Solo-Platte "On An Island" und Pink Floyd-Knaller wie "Time", "Shine On You ...", "High Hopes", "Echoes", "Wish You Where Here" und mehr, und zwar wird dermaßen beseelt aufgespielt, dass man Pink Floyd gar nicht mehr vermißt. Genauso perfekt, genauso bombastisch, genauso großartig wie Pink Floyd!

Das aber nicht Pink Floyd auf der Bühne steht, merkt man an den Freiheiten, die sich David nimmt. Er lädt sich ungewöhnliche Gäste ein, wie Crosby und Nash, die zur Gesangsverstärkung an den Mirkophonen glänzen. Oder Robert Wyatt, der auf "Then I Close My Eyes" die Trompete spielt, einzuladen UND es zu schaffen, dass er live spielt, ist schon ein dickes Ding. Robert spielt so gut wie nie live, dafür ist er viel zu scheu. Um so mehr geht es zu Herzen, wenn Robert in seinem Rollstuhl die Bühne verläßt und die ganze Royal Albert Hall stehende Ovationen verteilt, was ihn nur noch schneller die Bühne verlassen läßt. Da wird das Auge feucht!
Den Vogel schießt allerdings David Bowie ab. Stellt sich supercool vor die Kollegen und singt Arnold Layne und Comfortably Numb, als wären es seine Songs, als wär's nie anderes gewesen, das er die Leadvocals dazu hinlegt. Das Publikum demontiert vor Begeisterung fast die Royal Albert Hall, so angetan ist man von der Gesangsdarbietung.

Bild und Ton der DVD sind ganz große Klasse. Richtig viele Kameras fangen das Geschehen stimmungsvoll ein. Die Schnitttechnik ist im Vergleich zu MTV erholsam ruhig und mit Umsicht gewählt, obwohl schon ziemlich auf David Gilmour fixiert. Die Lightshow ist nicht so überladen wie bei Pink Floyd, was den Musikern mehr Raum läßt.

Zum Konzert gibt's noch tonnenweise Extras, wie Backstage-Einblicke, Tour-Dokus (sehr interessant, wie David in Venedig einen Straßenmusikanten vom Fleck weg engagiert, weil er von seinem Glasspiel begeistert ist, und der das irgendwie gar nicht unter den Löffel bekommt "Wie jetzt? Heute Abend?? Auf der Bühne???" Und wie dieser Musikus dann tatsächlich zusammen mit David und seinen Mannen auf seinen Wassergläsern das Publikum unterhält - wieso David überhaupt Gläser zum Klingen bringen möchte, ist auch zu sehen) Musikvideos, Extra-Tracks, sogar einen hidden track (ist ja bald Ostern, kann man fein selber suchen) und und und ... man kommt auf satte 300 Minuten.


Die Zeit, in der man auf eine neue Platte und ein daraus resultierendes Live-Erlebnis von Pink Floyd wartet, sollte man nicht ungenutzt verstreichen lassen und zu David Gilmours Konzerten gehen. Wär nicht verkehrt!

>>By nordwind   (Sunday, 2 Mar 2008 11:35)



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