Penguin Cafe Orchestra

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Ich gehe einfach mal davon aus, dass das Penguin Cafe Orchestra vielen nichts sagt und stelle die Formation deshalb hier mal vor:

Die Band brachte 1976 ihre erste Platte "Music From The Penguin Cafe" auf dem Obscure Records Label von Brian Eno heraus, einem experimentellen Label, auf dem auch Michael Nyman, David Toop und Brian Eno veröffentlichten. Später wurde alles auf EG Records veröffentlicht, dem Label, auf dem Brian Eno die Ambient-Geschichten wie "Ambient 1: Music For Airports" veröffentlichte.
Experimentelles Label deswegen, weil die Musik des PCO nicht einzuordnen war (und ist).
Simon Jeffes, der Gründer und Kopf des PCO, ein klassisch ausgebildeter Musiker und Komponist, hatte Schwierigkeiten mit den Möglichkeiten der Klassik und konnte mit den Grenzen des Rock nichts anfangen. Also mischte er alles bunt durcheinander, Musikstile wie Instrumente. Blas- und Streichinstrumente, Spinett, Piano, Synthesizer (Ring Modulator), E-Gitarre, Ukulele etc. brachten frischen Wind in die Gehörgänge. An Stilen wurden hauptsächlich Pop, Folk, Klassik, Jazz und Rock gemischt. Das Ergebnis war tatsächlich etwas Neues, das sich gegen jede Schublade sperrt.

Simon Jeffes, nachdem er in Frankreich verdorbenen Fisch genossen hatte, zu seiner Idee des PCO :

"I was laying in bed delirious, sort of hallucinating for about 24 hours. I had this one vision in my mind of a place that was like the ark of buildings, like a modern hotel, with all these rooms made of concrete. There was an electronic eye which scanned everything. In one room you had a couple that were making love, but lovelessly. It was cold sex with books and gadgets and what have you.

[...]

A couple of days later I was on the beach sunbathing and suddenly a poem popped into my head. It started out 'I am the proprietor of the Penguin Cafe, I will tell you things at random' and it went on about how the quality of randomness, spontaneity, surprise, unexpectedness and irrationality in our lives is a very precious thing. And if you suppress that to have a nice orderly life, you kill off what's most important. Whereas in the Penguin Cafe your unconscious can just be. It's acceptable there, and that's how everybody is. There is an acceptance there that has to do with living the present with no fear in ourselves."

(Zitat auf der offiziellen Webseite zu finden: http://www.penguincafe.com/simon.htm)

Das klingt eher, als wäre der Fisch nicht verdorben gewesen, sondern mit jeder Menge LSD zubereitet worden. Aber so klingt auch die Musik: herrlich surreal!
Passend dazu wurden die Cover gestaltet: surreal! von Emily Young gemalt, die auch stimmlich gelegentlich zu hören war.
Im Kern bildeten nur Jeffes und Helen Liebmann das PCO.
Steve Nye ist allerdings als Tastenmann sehr häufig dabei, aber hauptsächlich für Mischung und Ton zuständig. Steve Nye ist manchen bekannt, weil er für Japan arbeitete und unter anderem das Stück Night Porter remixte. Er produzierte für The Cure "The Walk", für David Sylvian die LP "Brilliant Trees", und für XTC die LP "Mummer", nur um einen winzigen Teil seines Schaffens grob zu umreißen.
Für alles andere ludt man sich Gastmusiker ein. Ryichi Sakamoto komponierte gar Heartwind zusammen mit Jeffes für die LP Broadcasting From Home , von 1984. "Telephone & Rubber Band" ist wohl eines der geläufigsten Stücke und ist in seiner außergewöhnlichen Konzeption der Geistesgegenwart von Simon Jeffes zu verdanken. Jeffes wollte telefonieren und hatte plötzlich Freizeichen und Besetztzeichen gleichzeitig in der Leitung. Gott sein Dank stand er sich nicht selber auf der Leitung und nahm diesen Zufall sogleich auf seinem Anrufbeantworter auf. Das Material wurde dann als Loop für "Telephone & Rubber Band" verwendet - und diese Kombination aus der Telefonleitung groovt wie verrückt. Zu finden auf der LP "Penguin Cafe Orchestra" von 1981. Auf dieser Scheibe ist auch ein Cover von The Ventures zu hören, Walk Don't Run, das sich anhört, als würden ein paar Söhne der Pusta Urlaub im fernen Kalifornien machen und am Strand, zwischen Gulasch, Schaschlik und jeder Menge Barack Palinka den dortigen Surf-Rock auf ihren mitgebrachten Instrumenten intonieren.
"Music for a Found Harmonium" von der LP Broadcasting From Home ist ebenfalls ein schönes Stück von PCO, das nicht unerwähnt bleiben sollte.
Viele Stücke des PCO wurden in Filmen und Werbungen eingesetzt, weshalb manches bekannt vorkommen könnte.

Leider ist Simon Jeffes 1997 an einem Hirntumor verstorben und damit ist natürlich auch das Projekt Penguin Cafe Orchestra Geschichte.

Zum Schluß ein paar Worte von Brian Eno über Simon Jeffes:

The truth is he discovered a huge musical territory - stretching along the border regions of the whole United Nations of music - and he wandered through it fascinated and, apparently always smiling.

>>By Wackelkontakt   (Sunday, 18 May 2008 12:36)



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